Sturm

Sturm“ wirft ein Schlaglicht auf die düstere Welt der Kriegsverbrechen und deren Aufarbeitung durch internationale Tribunale. Im Mittelpunkt steht die fiktive Geschichte von Staatsanwältin Hannah Maynard, die sich einem schwierigen Prozess gegen einen ehemaligen General wegen Kriegsverbrechen im Bosnienkrieg stellt. Die Herausforderung, Beweise zu sammeln und Zeugen zu schützen, wird durch die persönlichen Dramen der Beteiligten verstärkt. Besonders die Figur Mira, die tiefe persönliche Verluste erlitten hat und zur Schlüsselzeugin wird, bringt die emotionalen Kosten der Gerechtigkeit ans Licht.

Dauer: 110 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Hans-Christian Schmid
Produzenten: Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Hauptdarsteller: Kerry Fox , Anamaria Marinca, Stephen Dillane
Nebendarsteller: Rolf Lassgård,Alexander Fehling, Steven Scharf:
Genre: Drama
Studio: Indigo
Sprachen: Deutsch, English

Hans-Christian Schmid gelingt es, die Geschichten von Hannah und Mira in „Sturm“ so zu verflechten, dass sie ein intensives Bild der Schwierigkeiten und Dilemmata zeichnen, mit denen Personen konfrontiert sind, die sich für Gerechtigkeit in der Nachkriegszeit einsetzen. Die Entwicklung der Charaktere vor dem Hintergrund der internationalen Justiz macht den Film zu einem bewegenden Erlebnis. Es ist diese sorgfältige Balance aus persönlichem Drama und politischer Tragweite, die „Sturm“ zu einem fesselnden und nachdenklichen Werk über die Grenzen von Recht und Moral in der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen macht.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Im Jahr 2009 führte Hans-Christian Schmid Regie bei dem Drama „Sturm„, das er gemeinsam mit Bernd Lange schrieb. Produziert wurde der Film von Britta Knöller und Schmid selbst, während die musikalische Untermalung von The Notwist stammt. Für die Kameraarbeit war Bogumił Godfrejów zuständig, der Schnitt lag in den Händen von Hansjörg Weißbrich. Der Film, mit einer Länge von 110 Minuten und einer Altersfreigabe von FSK 12, versammelt ein beeindruckendes Ensemble: Kerry Fox spielt Hannah Maynard, Anamaria Marinca übernimmt die Rolle der Mira Arendt, und Stephen Dillane ist als Keith Haywood zu sehen.

Weitere Darsteller sind Rolf Lassgård als Jonas Dahlberg, Alexander Fehling als Patrick Färber, Steven Scharf in der Rolle des Jan Arendt und Jadranka Đokić als Belma Šulić. Der Drehort des Films lag in Bosnien-Herzegowina, und trotz eines weltweiten Bruttoertrags von 1.661.518 Dollar, erzielte „Sturm“ in den USA und Kanada lediglich 16.013 Dollar, wobei allein am Eröffnungswochenende 8.307 Dollar eingenommen wurden.

Bei seiner Uraufführung auf den 59. Internationalen Filmfestspielen von Berlin erlangte „Sturm“ Aufmerksamkeit und wurde mit dem Amnesty International Filmpreis sowie dem Leserpreis der Berliner Morgenpost ausgezeichnet. Obwohl er den Goldenen Bären nicht gewann, erhielt Schmid später den Friedenspreis des Deutschen Films. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2010 erfuhr „Sturm“ weitere Ehrungen. Der Film gewann den Filmpreis in Silber und erhielt Auszeichnungen in den Kategorien Filmmusik und Schnitt.

Handlung und Story vom Film „Sturm“

Ex-General Goran Đurić wird unter Verdacht von Kriegsverbrechen in Bosnien verhaftet und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überstellt. Dort verbringt er drei Jahre in Untersuchungshaft. Staatsanwältin Hannah Maynard übernimmt kurzfristig die Anklage gegen Đurić. Sie steht vor der Herausforderung, ohne konkrete Fakten gegen ihn vorzugehen, und muss sich auf kleinere Einzelaktionen konzentrieren. Der Bosniak Alen, der behauptet, Đurić bei kriegsverbrecherischen Aktionen gesehen zu haben, wird als Schlüsselzeuge präsentiert. Doch seine Glaubwürdigkeit gerät schnell ins Wanken, als Beweise seiner Aussagen fehlschlagen.

Die Verteidigung demontiert Alens Glaubwürdigkeit im Gericht, woraufhin sich dieser das Leben nimmt. Hannah, fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, stößt auf Alens Schwester Mira. Mira lebt in Berlin und scheint wichtige Informationen zu verbergen. Hannah vermutet, dass Mira zur Schlüsselzeugin im Fall gegen Đurić werden könnte. Doch Mira zögert, sich zu offenbaren, und wird bald darauf zusammen mit ihrer Familie bedroht. Diese Warnungen sollen sie von einer Aussage abhalten.

Ein Zeugnis der Grausamkeit

Hannah entdeckt Hinweise auf Miras mögliche Bedeutung für den Fall in Alens Brieftasche. Sie reist zu einem Ort, den Alen kurz vor seiner Aussage besucht hatte, und stößt auf ein Hotel, das offenbar mit den Verbrechen in Verbindung steht. Der Direktor weigert sich, mit Hannah zu sprechen, und deutet an, dass sie überwacht wird. Ihre weiteren Ermittlungen werden durch gewaltsame Drohungen behindert, die ihre Sicherheit gefährden.

Schließlich entscheidet Mira, ihre Geschichte zu erzählen. Sie schildert, wie sie von Đurić und seinen Männern entführt und zusammen mit anderen Frauen misshandelt wurde. Ihre Aussage, die sie Hannah auf Band gibt, enthält grausame Details über ihre Gefangenschaft und die Rolle Đurićs dabei. Hannah plant, diese Aussage vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu präsentieren. Doch politische und verfahrenstechnische Hürden drohen, die Aufdeckung der Wahrheit zu verhindern.

Trotz der Widerstände bringt Hannah Mira dazu, auszusagen. Als sie jedoch erfährt, dass die Verhandlung die von Đurić befohlenen Vergewaltigungen nicht thematisieren wird, entsteht ein Konflikt. Mira bricht im Gerichtssaal das Schweigen und konfrontiert Đurić direkt mit seinen Verbrechen. Ihre Aussage wird zwar vom Gericht ignoriert, führt aber dazu, dass der Bosnische Strafgerichtshof ein neues Verfahren gegen Đurić einleitet.

Fazit und Kritik zum Film „Sturm“

Hans-Christian Schmid nimmt uns in „Sturm“ mit auf eine emotionale Achterbahn, die in den Schrecken des Bosnienkrieges mündet. Im Fokus steht das tragische Schicksal von Mira und ihrem Bruder Alen, die beide unter den Nachwirkungen des Krieges leiden. Der Selbstmord Alens in Den Haag wirft Fragen auf, warum er die Wahrheit nicht preisgibt und auf die Aussage seiner Schwester Mira verweist, die die Grausamkeiten selbst überlebt hat. Schmid, bekannt für seinen sensiblen Umgang mit schweren Themen, beleuchtet die Gräueltaten durch die Augen der Opfer und jener, die ihnen eine Stimme geben.

Die Geschichte von Mira und der Staatsanwältin Hannah Maynard zeigt auf, wie das System sie im Stich lässt. Maynard, dargestellt von Kerry Fox, verwandelt sich von einer bürokratischen Vertreterin zu einer leidenschaftlichen Verfechterin der Gerechtigkeit. Ihr Kampf gegen das Tribunal, das bereit ist, gravierende Anklagepunkte zu ignorieren, um Verfahren zu beschleunigen, illustriert den zermürbenden Weg der Opfer nach Gerechtigkeit. Schmids Darstellung hebt die Ignoranz der Justiz gegenüber sexueller Gewalt im Krieg hervor und fordert eine Neubewertung ihres Stellenwerts in der juristischen Aufarbeitung.

Die Kritik gipfelt in der Darstellung von Miras Verzweiflung und Mut, die durch Anamaria Marincas beeindruckende Leistung verstärkt wird. Ihre Figur, die zwischen Wut und Hoffnung schwankt, symbolisiert den Kampf vieler Überlebender. Schmid schafft es, die emotionale Zerrissenheit der Charaktere gegen die kühle Atmosphäre des Tribunals zu setzen, wodurch die Zuschauer tief in die persönlichen Geschichten der Beteiligten eintauchen. „Sturm“ ist nicht nur ein Film über Kriegsverbrechen, sondern auch ein Appell an die Menschlichkeit, der nachhallt.

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